Reisebericht nach finnisch-Lappland im Winter, Gastbeitrag von Dirk Heckmann
Wintercamping im 4×4-Camper steht bei Wohnmobilisten momentan absolut hoch im Kurs. Und die absolute Krönung des Wintercampings ist eine Tour ins winterliche Nordskandinavien, oberhalb des Polarkreises. Denn hier wird einem neben märchenhaften Winterlandschaften ein Naturspektakel geboten, das nur hier zu sehen ist: das Nordlicht (Aurora borealis)!
Die größten Bedenken, die sich bei Wohnmobil-Reisenden auftun, sind: wie sind die Straßenverhältnisse so weit oben im Norden, wie gut ist die Versorgung mit Gasflaschen und:
Ist der 4×4-Camper TAKLAMAKAN 4×4 für Temperaturen von unter -20°C geeignet?
Da auch so hoch im Norden Menschen leben und von A nach B müssen, werden die Straßen sehr gut und regelmäßig geräumt. Ich hatte mich für diese Reise ins finnisch-Lappland für einen TAKLAMAKAN 4×4 entscheiden, da ich mit einem 4×4-Camper auch mal die ganz kleinen, schneebedeckten Straßen fahren wollte.
Gasflaschen erhält man an jeder Tankstelle und in jedem Supermarkt, also auch absolut kein Problem. Ich war auf Gas quasi nicht angewiesen (nur zum Kochen), da der TAKLAMAKAN 4×4 eine Dieselheizung besitzt. Das ist das Beste, was man für’s Wintercamping haben kann. Die Dieselheizung hat die zweistelligen Minusgrade locker bewältigt, da der TAKLAMAKAN 4×4 sehr gut isoliert ist. Einen zusätzlichen Heizlüfter habe ich nicht benötigt!
Die Anreise nach Skandinavien unternehme ich immer sehr gerne mit Finnlines von Travemünde nach Helsinki. Die Fährfahrt geht über Nacht und man erreicht Helsinki nach 30 Stunden am Morgen um 9:00 Uhr. Zum Polarkreis sind es von Helsinki etwas mehr als 800 km. Ich fahre die Strecke immer sehr zügig, damit ich öfters die Chance habe, das Nordlicht zu sehen.
Auf zum Polarkreis in finnisch Lappland
Mein zweiter Stopp ist meist schon kurz vorm Polarkreis in Ranua. Hier hat es einen ganzjährig geöffneten Campingplatz (mit Sauna) und einen Wildlife-Park, in dem die Tiere der arktischen Region Skandinaviens zu sehen sind. Die Landschaft ist flach und die Weite kann man hier am besten auf einer Hundeschlittenfahrt, mit dem Schneemobil oder auf Langlaufskiern genießen. Alles ist vor Ort möglich. Und hier kann man auch sehr gut das Nordlicht sehen, da der Campingplatz etwas außerhalb des Ortes liegt und somit kaum künstliche Beleuchtung die Sicht beeinträchtigt. Für Ranua gibt es eine Aurora-Warn-App, die einen mitteilt, wann das Nordlicht zu sehen ist. Doch leider war die Nacht bewölkt.
Einen Katzensprung entfernt liegt Rovaniemi am Polarkreis, dort, wo der Weihnachtsmann lebt. Und er wohnt hier nicht alleine. Besonders im Winter tobt hier der Touristenbär. Ob man nun ein Weihnachts-Fan ist oder nicht, gesehen und gehört haben (Dauer-Weihnachtsmusik-Berieselung) muss man es mal!
Wintercamping – Schnee – finnische Weite und Pastellfarben
Nach dem Trubel sehnte ich mich aber wieder nach der Einsamkeit und der finnischen Weite. Und da nun die Fjells, die „Berge bzw. Hochflächen“ zunehmen, wollte ich gerne die typischen schneebedeckten Bäume, die unter der Schneelast gekrümmt werden, fotografieren.
Nicht allzu weit weg vom Polarkreis liegt der Pyhä-Luosto Nationalpark. Durch das dicht bewaldete finnisch-Lappland führt mich die Straße in den kleinen Ort Luosto. Von einem Parkplatz aus bin ich mit Schneeschuhen, Fotoausrüstung und Stativ ausgerüstet, den gut ausgeschilderten Trail hoch auf den 365 m hohen Pikku Luosto gestiefelt. Und ich hatte Glück, dass das Wetter mitspielte: die Sonne schien und der Wind hat den Schnee nicht von den Bäumen geweht.
Der Ausblick von dem Fjell über die Weite des Landes ist wundervoll und zur Dämmerungsphase färbte sich der Himmel in wunderschöne Pastellfarben. Nebenan liegt der 514 m hohe Ukko-Luosto, auf den auch die Skilifte des Ortes führen. Beide Fjells eignen sich auch sehr schön für die Beobachtung des Nordlichts..
Die Nordlichter lassen auf sich warten…
Leider zog sich auch an diesem am Abend der Himmel zu, so dass ich keine Chance auf das Nordlicht hatte. Die Nacht habe ich auf einem Parkplatz am Rande des Orts verbracht, Temperatur: -12°C.
Die Fahrt durch die Winterlandschaft führt mich über Sodankylä und Kittilä nach Levi, dem bekanntesten und beliebtesten Skiort Finnlands. Hier findet alljährlich ein FIS-Skirennen statt, allerdings „nur“ ein Slalom, da der Berg mit einer Höhe von 531 m keine Abfahrt möglich macht. Da der Ort nicht zur Nordlichtbeobachtung taugt, auch wenn die Pistenbeleuchtung um 20:00 Uhr ausgeschaltet wird, fahre ich weiter in den nahegelegenen Pallas-Yllästunturi Nationalpark.
In der Nähe des Pallas Hotels, gibt es einen großen Parkplatz, auf dem man sehr geschützt stehen kann. Man befindet sich hier fast an der Baumgrenze auf einer Höhe von 440 Metern. Ich schnall mir meine Schneeschuhe unter und wandere auf den nahegelegenen, 705 m hohen Palkaskero. Es geht ein recht ordentlicher Wind, der die -13°C wie -25°C wirken lassen.
Sensationelle Ausblicke und die sauberste Luft der Welt
Aber der Ausblick über Finnlands beliebtesten Nationalpark ist sensationell und jede Anstrengung wert. Eine Untersuchung hat ergeben, dass man in dem Nationalpark die sauberste Luft der Welt einatmet! Wieder am Parkplatz angekommen, gönnte ich mir in dem Taklamakan 4×4 zur Belohnung erst einmal einen Cappuccino. Die Heizung lasse ich, wenn ich draußen unterwegs bin, natürlich immer weiterlaufen, damit mir nichts einfriert. Ich wähle immer eine Temperatur von um die 15°C. Draußen waren es -17°C.
Auf der Jagd nach dem Nordlicht
Bei der Tour auf der Jagd nach dem Nordlicht schaue ich immer auf den Wetterbericht und die der Aurora-Vorhersage, um am richtigen Ort zu sein und nichts zu verpassen. Beim Wetter hilft die hervorragende App Yr.no des norwegischen meteologischen Instituts NKR. Aurora-Apps gibt es einige: Aurora Forecast, Aurora Now, …
Nach zwei Tagen im Pallas-Yllästunturi Nationalpark verschlechterte sich das Wetter, aber die Vorhersage für Kilpisjärvi, ganz im Nordwesten Finnlands war gut. Also bin ich nach Muonio gefahren und von dort weiter auf der E8 immer an der schwedisch-finnischen Grenze entlang Richtung Dreiländereck Finnland-Norwegen-Schweden. Die Straße führt durch absolute Einsamkeit. In der Region leben gerade einmal 0,5 Menschen pro Quadratkilometer!
Die letzten 100 km von Karesuvanto bis Kilpisjärvi ermöglichen immer wieder weite Blicke über die traumhaft verschneite Landschaft, da der Baumbestand hier immer weniger wird. Die Straße steigt stetig sachte bergan. Und ich hatte Glück, dass der Himmel aufklarte und ich voraus auf die Bergkette der Skanden schauen konnte. Für mich ist das mit die…
…schönste Straße Finnlands!
Und knapp 15 km vor Kilpisjärvi erreicht man mit 565 m den höchsten Straßenpunkt des Landes. Wenn der dortige Parkplatz geräumt ist, ist das ein sehr schöner Aussichtspunkt, den ich bei einer Tasse Kaffee genossen habe.
Bis in den Ort Kilpisjärvi geht es jetzt am gleichnamigen See entlang, mit einer Aussicht, die vom Feinsten ist. Leider gibt es in dem Abschnitt nur zwei Haltebuchten, die es einem ermöglichen, dieses Panorama ungestört zu genießen. Kilpisjärvi liegt wunderschön unterhalb des 1.029 m hohen Berges Saana, ein heiliger Berg der Sámi.
Neben einem ganzjährig geöffneten Campingplatz gibt es direkt am See einen sehr großen Parkplatz, der etwas unterhalb der Straße liegt. Perfekt, um z.B. mit Langlaufskiern den Loipen auf dem See zu folgen, und natürlich um vom See aus das Nordlicht zu beobachten. Ich bin nachts auf den See gegangen, doch leider war der Nachthimmel nicht ganz klar, es hat sich Nebel gebildet. Immer wieder mal waren ein paar Sterne zu sehen, doch das Nordlicht wollte sich nicht zeigen.
Kein Problem bei -19° C im TAKLAMAKAN 4×4-Camper
Kurz nach Mitternacht zeigte es sich an einer freien Stelle am Himmel für knapp zehn Minuten, aber leider nicht sehr intensiv. Ich wollte so gerne den Taklamakan 4×4 unter dem Nordlicht fotografieren, doch daraus wurde leider nichts. Also bin ich wieder in das warme Fahrzeug gestiegen und habe noch einige Fotografien vom Tag bearbeitet. Draußen waren es -19°C.
Für die Front- und Seitenscheiben im Fahrerhaus habe ich eine Isolierabdeckung dabei, die innen mit Saugnäpfen an der Scheibe leicht und schnell montiert werden. Und das Fahrzeug hat ja auch noch eine beheizbare Frontscheibe – Eiskratzen musste ich nie!
Auch wenn das Wetter am Nachmittag des nächsten Tages nicht mehr so prickelnd war, habe ich mich einer Schneemobil-Tour zum Dreiländereck angeschlossen. Das stand schon länger auf meiner To-Do-Liste! Auf dem schneebedeckten Seeeis kann man die Teile mal so richtig abgehen lassen. Ein gelb gestrichener Betonklotz mit den Wappen der drei Länder markiert diesen Ort in der Weite Nordskandinaviens.
Auf der E8 bin ich wieder zurückgefahren, ich wollte zum nördlichen Ende des Pallas-Yllästunturi Nationalpark fahren, nach Hetta. Die Straße war sehr gut geräumt, auch wenn immer wieder Eisplatten die Fahrt recht holprig machten. Aber der kurze Radstand des 6 m langen Taklamakan 4×4, die sehr gute Federung und die 17“ Bereifung haben die Hoppel extrem gut geschluckt.
Wintercamping im 4×4-Camper entlang der Northern Lights Route
Die E8 wird auch die Northern Lights Route genannt. Sie beginnt am Botnischen Meerbusen in der Doppelstadt Haparanda/Tornio und geht bis nach Tromsø.
Der dortige Campingplatz Hetan Kota liegt an einem See und hat eine Sauna. Zur Nordlichtbeobachtung hatte ich mir vorgenommen, im Ort am Nationalpark-Besucherzentrum die kurze, 900 m lange Schneeschuhwanderung auf den 408 m hohen Jyppyrä zu unternehmen. In einem Unterstand mit Feuerstelle kann man hier sehr schön auf das Nordlicht warten.
Doch auch hier hatte ich leider kein Glück mit dem Wetter, der Himmel zog sich zu. Aber dennoch hat sich die Schneeschuhwanderung gelohnt, denn der Ausblick war schon schön.
Was für ein Abenteuer!
Eine Husky-Hundeschlittentour in Finnland
Und wenn ich schon im Winter in Lappland bin, muss natürlich auch eine Husky-Hundeschlittentour durch diese grandiose Winterlandschaft unternommen werden. Nach einer Einführung zum Musher (Hundeschlittenführer) wurde uns die Huskyfarm gezeigt, erklärt, was die Tiere so fressen, wie sie gehalten werden und wie man auf ihre Fitness achtet. Und dann ging es los. Die Hunde waren schon alle vor die Schlitten gespannt und empfingen uns mit erwartungsvollem Gebell.
Wir wurden immer zu zweit einem Schlitten zugewiesen. Und dann ging sie los, die wilde Hatz durch die finnische Einsamkeit. Diese Tiere haben einfach einen unglaublichen Spaß am Laufen! Die Ausfahrt führt auf vorgespurten Wegen, so dass die Hunde immer wissen, wo es langgeht. Ein Guide fährt mit einem Hundeschlitte vorweg und gibt das Tempo vor. Ein weiterer Guide begleitet die Gruppe auf einem Schneemobil. Nach etwa der Hälfte der Strecke wird ein Stopp eingelegt, um die Musher am Schlitten zu wechseln. Ich hatte eine 3 Stunden Tour gebucht, die viel zu schnell vorbei ging.
Wir durften noch mithelfen, die Hunde von ihrem Hundegeschirr zu befreien und sie zu ihren Käfigen zu führen. Und natürlich war vorher noch Kuscheln angesagt, dann darauf freuen sich die Hunde immer ganz besonders nach einem Ausflug – und natürlich auf’s Fressen.
Ich bin mit dem Taklamakan 4×4 vom nördlichen Ende des Pallas-Yllästunturi auf der kleinen Straße (957) an der Ostgrenze des Nationalparks entlang zum See Pallasjärvi gefahren, der wieder innerhalb des Nationalparks liegt. Kein einziges Auto ist mir auf diesem Abschnitt entgegengekommen. Ich fühlte mich wie die Besatzung des Raumschiff Enterprise, die „… in Gegenden vordringt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
Welcher Tierwelt in finnisch-Lappland begegnen wir?
Vom See geht es bergauf durch bewaldetes Gebiet und an dem Abzweig zum Pallas Hotel vorbei, hinunter zum See Jerisjärvi. An einer Brücke ist der See nicht zugefroren, da hier das Wasser in den etwas tiefergelegenen See Törmäslompolo fließt. In dem Bereich um die Brücke halten sich gerne Singschwäne, Wasseramseln und auch der Mink auf.
Ein ganz besonderes Spektakel: Rentierrennen
Meine Fahrt führte mich weiter durch die finnische Winterlandschaft auf der einspurigen Straße 940 nach Äkäslompolo. Es kommen in kurzen Abständen immer Ausweichbuchten, so dass es kein Problem ist, wenn einem Mal ein Fahrzeug entgegenkommt.
In Äkäslompolo erwartet mich am Wochenende ein ganz besonderes Spektakel: Rentierrennen! Der nationale Porocup (poro = Rentier) macht hier Station. Auf dem See Äkäslompolo wird eine 1.000 m lange Strecke angelegt. Die Jockeys reiten die Rentiere nicht, sie werden von ihnen auf Langlaufskiern stehend gezogen. Die Rentierzüchter haben ein Jahr Zeit, die Tiere zu trainieren und daran zu gewöhnen, mit einem Jockey im Schlepptau den 1.000 m langen Halbkreis so schnell wie möglich zu bewältigen.
Nach dem Porocup mit fünf Stationen in finnisch Lappland werden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen. Fünf bis sechs Rentiere laufen in Ausscheidungsrennen gegeneinander um die besten Zeiten. Am Sonntag findet dann das große Finale und die Platzierungsläufe statt. Manchmal hat man schon arg das Gefühl, dass die Tiere nicht genau wissen, was das soll. Denn ab und an verlässt ein Tier einfach so während des Rennens die Strecke und trabt gemütlich umher Der Jockey muss dann zusehen, dass er so schnell wie möglich die Zugleine los lässt, um nicht zu stürzen. Die Rentiere können immerhin bis zu 40 km/h schnell rennen!
Kein Glück beim Beobachten der Nordlichter
Auch Äkäslompolo hat einen ganzjährig geöffneten Campingplatz mit einer sehr guten Sauna. Der Ort grenzt mit seinem Skigebiet an die südwestliche Grenze des Pallas-Yllästunturi Nationalparks. Die Skilifte führen auf den 719 m hohen Yllästunturi. In dem sehr schönen Besucherzentrum habe ich mich über Flora und Fauna des Nationalparks informiert.
Äkäslompolo wird von sieben Fjells eingerahmt, was ein sehr schönes Panorama ergibt. Sechs der Fjells liegen im Nationalpark, der siebte, der Hausberg des Campingplatzes, liegt gleich hinter dem Campingplatz. Der Anstieg beginnt bei der Kirche. Der Kuertunturi ist 446 m hoch. Von ihm blickt man auf den Ort und den Nationalpark.
Mit Schneeschuhen ausgerüstet bin ich ihn zum Sonnenuntergang hochgewandert. Doch auch hier hatte ich wieder kein Glück, das Nordlicht zu beobachten, da sich der Himmel zum Abend hin zu zog. Als Trost bin ich in die Sauna gegangen. In Finnland sind die meisten Saunen nach Geschlecht getrennt. Und es ist sehr beliebt, eine Dose Bier mit in die Sauna zu nehmen.
Zurück auf der Husky-Farm
Von Äkäslompolo musste ich nun langsam wieder Richtung Helsinki fahren. Mit der Nordlicht-Beobachtung oder nur mal mit einer sternenklaren Nacht hatte ich bis jetzt Pech gehabt. Meine letzten beiden Nächte wollte ich in der Nähe des Polarkreises in Ranua verbringen, bevor es nach Helsinki zurück ging. Die Wettervorhersage für die nächsten zwei Tage war für die Region auch sehr gut und es sollte ein kräftiges Nordlicht kommen, da vor ein paar Tagen eine heftige Explosion auf der Sonne stattfand. Wenn die Sonnenteilchen auf die Erdatmosphäre treffen, beginnen sie zu leuchten.
Meine Vorfreude war groß und so machte ich mich auf nach Ranua. Noch einmal kam ich am Polarkreis bei Rovaniemi vorbei, schaute mich hier kurz noch einmal um und bin dann die 80 km bis Ranua gefahren. Gleich neben dem Campingplatz befindet sich eine Husky-Farm und auch der Wildlife Park, in dem die arktische Tierwelt in großen Gehegen zu beobachten ist.
Ich bin am späten Nachmittag auf dem Campingplatz angekommen und habe alle Kamera- und Fernauslöser-Akkus aufgeladen.
Endlich! Der Himmel explodierte förmlich. Nordlichter überall!
Die Sonne war gerade untergegangen und die farblich so wunderschöne Dämmerungsphase war am Abklingen, als die ersten zarten Nordlichtstreifen am Himmel zu sehen waren. Schnell warm angezogen, die Stative geschnappt, den Fotorucksack umgeschnallt und zu einer vorher auserkorenen Stelle gegangen, wo wenig Streulicht die Nacht beeinträchtigt. Es war nicht stockdunkel draußen, da der Halbmond schon aufgegangen war. Auf einem freien Platz in einem Waldgebiet habe ich die Stative aufgebaut und die Kameras Richtung Norden ausgerichtet.
Das Nordlicht wurde immer intensiver und zog sich von Nordwest nach Nordost. Es war nicht nur in der klassischen Farbe Grün zu sehen, sondern immer wieder blitzte auch Rot und Blau auf. Es war unglaublich! Gegen Mitternacht, es waren draußen -17°C, stand es direkt über mir. Zur Erinnerung, ich befand mich knapp unterhalb des Polarkreises. Um 1:30 Uhr ließ es langsam nach und ich fing an, meine Ausrüstung einzupacken. Meine Füße und auch meine Hände waren schon recht kalt. Ich stand ja auch schon knapp sechs Stunden draußen rum. Das viel mir aber jetzt erst auf, nachdem mein Adrenalinspiegel langsam runter ging.
Die erste Kamera war verstaut, als ich in südlicher Richtung, dort, wo man von meinem Standpunkt aus eigentlich kein Nordlicht erblickt, sah, wie es sich langsam wieder neu entwickelte. Also schnell die eine noch nicht verstaute Kamera gen Süden ausgerichtet und alles eingestellt. Gerade wollte ich die zweite Kamera aus der Tasche holen, als der Himmel förmlich explodierte. Das Nordlicht erstreckte sich über den gesamten südlichen Himmel. Dieses unglaubliche Spektakel dauerte noch einmal knapp 1 ½ Stunden.
Zurück im mollig geheizten 4×4-Camper
Total durchgefroren war ich gegen 4 Uhr wieder im TAKALAMAKAN 4×4. Wie gut, dass ich die Heizung immer auf eine angenehme Raumtemperatur einstelle, auch wenn ich nicht im Fahrzeug bin. Die Dieselheizung reagiert sehr schnell, als ich die Temperatur erhöhte, um mich zügig aufzuwärmen. Da ich noch von dem spektakulären Nordlicht so geflasht war, habe ich mir ein finnisches Bier aus dem Kühlschrank gegönnt und dabei die Fotos auf externe Festplatten gesichert. Ich habe gerne an dem kleinen zusätzlichen Tisch gesessen, den man mit einem Standbein und der Spülabdeckung vorne beim umgedrehten Fahrer-/Beifahrersitz aufbauen kann.
Am nächsten Tag habe ich auf der Internetseite spaceweather.com in der Rubrik „Realtime Aurora Photo Gallery“ Fotografien vom Nordlicht gesehen, die von Kiel in Schleswig-Holstein aus gemacht wurden. Auch Fotos vom Nordlicht aus Österreich waren zu sehen. Wow, was für eine gigantische Nacht das war!
Von Ranua bin ich die knapp 800 km wieder zügig in 1 ½ Tagen nach Helsinki gefahren, um mit der Fähre am Nachmittag nach Lübeck-Travemünde zu fahren.
Wintercamping im 4×4-Camper durch Finnland – ein Fazit:
Mit dem TAKLAMAKAN 4×4 kann man mehrere Tage autark stehen. Als Fotograf habe ich immer jede Menge Elektrogeräte dabei, deren Batterien immer gut geladen sein müssen. Da das Fahrzeug einen 1600 Watt Spannungswandler an Bord hat, war das nie ein Problem. Landstrom wäre auf der ganzen Reise nicht nötig gewesen.
Ich bin aber ab und an auf Campingplätze gefahren, aber nur zu solchen, die eine Sauna haben. Denn es ist einfach etwas Schönes, nach einer Schneeschuhwanderung in einer Sauna die Rundum-Wärme zu genießen! Und Finnland und Sauna, dass gehört einfach zusammen.
Aber auch die Sitzheizung für Fahrer-und Beifahrersitz geben eine mollige Wärme beim Fahren ab.
Nachts waren die sehr gut isolierenden Fensterabdeckungen für die Front- und Seitenscheiben eine große Hilfe, den 4×4-Camper angenehm warm zu halten. Und mit der beheizbaren Frontscheibe und den beheizbaren Außenspiegeln war Eiskratzen am Morgen nie ein Thema.